Freitag, 19 April 2024
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Ich bin 1953 geboren und wohne mit meiner Familie (Frau & 2 Kinder) in Hannover, von Beruf bin ich Sozialarbeiter.

Seit ca. 1975 sammle ich (mehr oder weniger intensiv) Kakteen. Ich möchte Euch mal zu einem "virtuellen Rundgang" durch meine Sammlng mitnehmen - also: Kommt mal mit!

Gewächshaus von Wolfgang PrauserZunächst: Etwa 1985 sind wir in das Erdgeschoss eines 10-Familien-Hauses (Baujahr etwa 1925) gezogen. Da wir mit unserer Wohnung auch das (fast) alleinige Gartennutzungsrecht bekamen, entstand bald der Wunsch, ein Gewächshaus aufzustellen. "Unser" Grundstücksanteil ist knapp 150qm groß, neben den Kakteen sollte auch noch Platz sein für sonstige Blumen, einen Teich - und natürlich uns, so reichte es noch für ein Bartscher-Anlehngewächshaus von 2,6m x 2,6m mit Eindeckung aus 16mm Stegdoppelplatten, das außen an die Wohnzimmerwand angebracht wurde. Der benötigte Platz dafür war ohnehin fast nutzlos, da sich vor dem Haus ein nach oben offener Kellergang befand, den wir sowieso überdecken wollten - so  bekam das Gewächshaus auch einen festen Boden aus 10cm dicken Ytong-Garagendachplatten, abgedeckt mit RIGIPS-Estrichverbundplatten mit Styropor-Wärmedämmung und einem wischfesten Bodenbelag aus billigen Baumarkt-Keramik-Fussbodenfliesen. So sieht das Häuschen (wenn es sauber ist!) wie geleckt aus, aber alles durch irgendwelche Ritzen eindringende Regenwasser oder das übergeplörte Giesswasser bleiben gnadenlos auf dem Boden stehen, heruntergefallene Erde macht sofort den Eindruck, der Boden müsse mal wieder gewischt werden...
Für die Heizung habe ich eine Verbindung zu unserer Gas-Etagenheizung geschaffen und je eine Schlange aus Heizungsrohren in Bodennähe des Hauses und etwa in Kopfhöhe des Gewächshauses (als Unterkonstruktion für das Hängeregal) verlegt. So ist es auch im Winter leidlich warm,  - mit dem Problem, dass diese Heizung an extrem kalten Tagen (z.B. bei -15 Grad) nicht ausreicht - und: eine Etagenheizung hat in diesem Fall den Nachteil, nachts aus vernünftigen Einsparungsgründen die Vorlauftemperatur (und damit die erzielbaren Raumtemperaturen) abzusenken! So läuft an kälteren Wintertagen (und vor allem -nächten!) vorsichtshalber ein normaler Elektro-Heizlüfter mit Thermostat zur Unterstützung mit.

Zunächst reichte das Häuschen platzmäßig vollständig aus, aber bald wurde es (bei wem ist das anders??) eng! Zunächst spezialisierte ich mich immer mehr auf die Setacei (Ich habe heute nur noch einzelne Pflanzen aus anderen Gattungen oder Serien!), im Jahre 2000 oder 2001 (?) habe ich dann die Aufstellung geändert und entsprechende neue Tische gebaut. Die Untergestelle sind aus Holz (das ist sicher ein bisschen klobiger als aus Aluminium), oben drauf habe ich mir 5cm hohe Metallwannen anfertigen lassen. So kann ich jetzt eine Tischtiefe/breite von 80cm nutzen.

Gleichzeitig habe ich angefangen, die Pflanzen Stück für Stück aus den "alten" Einzeltöpfen jeweils zu 4-6 Stück in 20x20cm große, aber nur 8cm hohe Töpfe zusammenzupflanzen. Diese Töpfe gibt es bei Uhlig zwar leider nur zu kernigen Preisen, aber die einzelnen Pflanzen haben mehr Platz zum Wurzeln. Nachdem ich meine Pflanzen jahrelang in Einzeltöpfen in einem Gemisch aus "Compo-Cactea" (Fertigerde) und feinem Blähton (~ 3mm Durchmesser), habe ich vor einigen Jahren die ganze Sammlung in ein mineralisches Substrat mit Humusanteilen umgetopft, das ich oben mit einer Lage rotgrauer Granitsplitter abgedeckt habe.

Die regelmäßigen Internoto-Tagungsteilnehmer erinnern sich vielleicht noch, dass ich vor einigen Jahren alljährlich eine Unzahl winziger Sämlinge - natürlich nach Taxa sortiert - zu -zig Exemplaren zusammengepfercht in diversen 6er Töpfen gegen Spende zum mitnehmen angeboten habe: Die  Vielzahl der von mir damals ausgesäten "Sorten" erforderte es einfach, die überschüssigen Exemplare so schnell wie möglich aus dem überquellenden Gewächshaus zu bekommen! Trotzdem machte ich es mir damals zur Gewohnheit, jeweils 5 Pflänzchen jeder Art/Varietät/Form selbst zu behalten - um eine gewisse Sicherheit gegen Totalverluste zu gewinnen. Oftmals habe ich diese 5 Exemplare heute noch (natürlich um einiges gewachsen), und daraus ist die neue "Marotte" geworden, auch jeweils 4-6 Pflanzen jeder "Sorte" in einem der 20x20cm Töpfe zusammen zu pflanzen. So entstehen Gruppen, von denen sicherer mal mindestens 2-3 Pflanzen gleichzeitig blühen und sich so bestäuben lassen, außerdem vernichtet ein immer wieder vorkommender Pflanzenverlust nicht gleich das gesamte Taxon in der Sammlung. Das sichert den Bestand und die Verbreitung der Pflanzen und gibt gleichzeitig gute Anhaltspunkte für Beobachtungen über die jeweilige Variationsbreite der einzelnen Materialien! Durch Nachkäufe (insbesondere aus den gutgewachsenen und herkunftssicheren Pflanzennachzuchten von Heinz-Dieter Lück und Uwe Prange) versuche ich daher auch heute noch, trotz der vorkommenden Pflanzenverluste die 4-6 Exemplare pro Taxon zu halten. Das Ergebnis ist eine "grauslich monotone" Sammlung relativ nahe verwandter bzw. auch  übereinstimmender Pflanzen - Kakteen-Banausen fragen beim Besuch des Gewächshauses fast regelmäßig, warum ich denn so viele gleiche Pflanzen besäße, ob ich die alle verkaufen wollte? Ich selbst genieße jedoch den Vorteil, relativ gesicherte Aussagen über die jeweilige Variationsbreite und der Unterschiedlichkeit auch nahe verwandter Feldnummern machen zu können!

Durch die inzwischen jahrelange Spezialisierung auf die Gruppe der Setacei findet sich inzwischen eine Formen-Vielfalt aus dieser einen Serie in meinem Gewächshaus, wie sie kaum in einer anderen Sammlung zu sehen ist. Von den neuesten Funden fehlen oftmals Exemplare - die Zeit zum beständigen Jagen und Sammeln fehlt bei der alltäglichen Hektik oftmals. Aber neben einer großen Breite der Varietäten und Feldnummern des vergangenen Jahrzehnts finden sich in meinem kleinen Gewächshaus viele der vor Jahren "modernen", heute in der Regel verschollenen Setacei-Taxa: Wer kennt heute noch "concinnus var. brevispinus", "concinnus fa. Picada de Benitez" oder "concinnus var. quervosensis"; wer hat noch Pflanzen des legendären "MR 98", von "tabularis var. Tolomban", der gelbbedornten tabularis-Varietät "boomelianus" oder den "bommeljei"?

Im Laufe der jahrelangen Spezialisierung sind die Pflanzen - trotz einzelner Rückschläge - herangewachsen und treten Jahr für Jahr in einen Wettstreit der Blüten ein und liefern Samen für ihre Bestandssicherung und Verbreitung.

Gattung Acanthocephala ("Brasilicactus")
„Bildet kurzröhrige, kleine Blüten mit bestacheltem Ovarium und Frucht. Sie haben nichts mit Notocactus zu tun.“ (Aus: Backeberg 1938).
Gattung Brasiliparodia
"Der Körper ist kugelförmig und weicher wie bei Notocactus. Die Rippen sind sehr zahlreich, wenige Millimeter hoch und kaum eingekerbt. Die Höcker sind rund und Mamillen ähnlich. Die Dornen sind zahlreich, nadelförmig und stechend. Der Mitteldorn ist dunkler und meist stark hakenförmig." (Aus: Ritter 1979)
Gattung Eriocephala ("Eriocactus")
"Während Notocactus in meinem Sinne keinen Wollscheitel bildet, roten Griffel und schlaffe, bei der Reife größtenteils hohl werdende und in die Länge wachsende Früchte hat, zeigt Eriocephala eine volle Beere, einen Wollscheitel, große flattrige Blüten und gelben Griffel bzw. Narben". (Aus: Backeberg 1938)
Gattung Wigginsia ("Malacocarpus")
„Als Salm-Dyck das Genus Malacocarpus aufstellte, bezog er darin nur Pflanzen aus der Formengruppe seines Typus ein, d.h. mit fast zentralständigen, kurzen Blüten; Griffel bzw. Narben rot; Röhre stark bewollt; Ovarium beschuppt, wollig und beborstet; Früchte weich und beerenartig; bei der Reife ± aus dem stets vorhandenen, im Alter zunehmenden Wollscheitel hervortretend. Die Pflanzen sind breitrund, kugelig oder in zwei Fällen auch stärker länglich; gewöhnlich wachsen sie einzeln.“ (Aus: Backeberg 1959)

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  • INTERNOTO-Heft 1/2024

    Aus dem Inhalt: Graham Charles: Eriocephala lenninghausii – „goldene“ Juwelen an steilen Klippen (Seite 3-8) Sergio Klein und Gustavo Garabelli: Notocactus brederooianus Prestlé (Seite 9-15) Peter Krämer: Ein Blick in alte INTERNOTO-Zeitschriften - 1989 (Seite 16-20) Dr. Wolf-Rainer Abraham: Bemerkungen zu Notocactus submammulosus (Lem.) Backeberg (Seite 21-32)