By Müller, Hubert on Freitag, 13. Dezember 2013
Category: Allgemeine Anmerkungen

DKG-Sonderheft Notokakteen

Als eine DKG-Sonderausgabe erschien in diesem Jahr das Büchlein "Notokakteen" von Andreas Hofacker.

Ich habe das Heft mit großer Spannung aufgeschlagen, nachdem ich es sofort nach dessen Ankündigung bestellt hatte.

Mein erster Eindruck: mehr Enttäuschung, als Begeisterung. Nach inzwischen mehrmaligem Durchblättern ist dieser Eindruck - leider - geblieben.

Mich stört vor allem das künstliche Namenskauderwelsch Notocactus/Parodia ("Diese Arbeit beschäftigt sich nur mit der Gattung Notocactus im Sinne von Franz Buxbaum... Der Autor geht aber davon aus, dass die Notokakteen in die Gattung Parodia einzugliedern sind." (S. 7) Tatsächlich werden aber anschließend alle vom Autor anerkannten Arten als Parodien vorgestellt. In der Kurzbeschreibung wird dann auf die Notocactus-Untergattung verwiesen. In den Bildunterschriften wird der Gattungsname Parodia und der Notocactus-Synonymname verwendet. Um nur ein Beispiel zu nennen: S. 66 - Parodia maldonadensis, Wigginsia, N. maldonadensis, N. neoarechavaletae - alles auf einer Seite bei der Darstellung einer Art. Wir Notofreunde wissen vielleicht noch, wie wir das zu bewerten haben. Für Kakteenfreunde, die für diese schönen Kakteen begeistert werden sollen, ist der nomenklatorisch undurchschaubare Text verwirrend und wenig überzeugend.

Die gebotenen Informationen, verglichen mit denen in Internoto, sind hingegen erstaunlich kurz gehalten. Die umfangreichen Standort- und Kulturdaten, die ökologischen und artenschutzbezogenen Angaben hätten informativer und ausgewogener seien können, nein müssen!

Die Literaturliste ist dürftig. Der Hinweis auf internationale Gesellschaften, die sich mit Notos beschäftigen, fehlt ebenso, wie die Diskussion zu arealgeografischen Besonderheiten, ohne ausschweifend werden zu müssen.Wenigstens eine Übersichtskarte der Verbreitung gehört dazu. Den meisten Lesern fehlt sonst die Orientierung; sie waren schließlich nicht selbst vor Ort gewesen.

Kulturhinweise sollten auch differenzierte Vermehrungstipps vermitteln.

Die Bildqualität ist in Ordnung, auch wenn leider einige Abbildungen minderer Qualität (z.B. Nr. 10, 46, 56, 70, 84, 128, 135, 165, 215, 221) darunter sind. Jeder, der Internoto liest - und mit Freude anschaut -, weiß, welch faszinierende fotografische Eindrücke von den Wuchsorten einzufangen sind. Auch wenn die Fotos im Buch überzeugend zeigen, dass die Kulturpflanzen sehenswert und kulturfähig sind, wäre es schön gewesen, diese prächtigen Kakteen das ein oder andere Mal auch an ihren natürlichen Wuchsorten gezeigt zu bekommen. Solche Fotos, wie die des N. haselbergii auf S. 45 und des Eriocactus magnificus auf S. 65 vermisse ich sehr.

Eine Notocactus-Monografie wird so schnell nicht wieder erscheinen. Die Danksagung bezieht sich hauptsächlich auf die Überlassung von Bildern. Ein Team, in dem auch [weitere] [Inter]Noto-Autoren eingebunden gewesen wären, hätte vielleicht ein abgerundeteres Resultat erbracht.

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