Notocactus gaucho (M. Machado & Larocca) N. Gerloff & H. Henßen
Erstbeschreibung:
Parodia gaucha M. Machado & Larocca in NOVON 18 (2), 214-219, 2008
Literatur:
Ein neuer Notocactus: Notocactus gaucho (M. Machado & Larocca) N. Gerloff & H. Henßen comb. nov. in INTERNOTO 4/2008 Jg. 29 S. 75 - 81.
Beschreibung:
Der Name "Gaucho" bezieht sich auf die Einwohner von Rio Grande do Sul. Die Pflanzen sind seit einigen Jahren unter Notocactus denardinii n. n. bekannt.
Der Körper ist zunächst flachkugelig, bis kugelig, mit etwas eingesenktem Scheitel, einzeln wachsend oder durch Wurzelausläufer kleinere Gruppen bildend, im Alter bis 12 cm hoch und 8 cm breit werdend. Ab 4 cm sind die Pflanzen blühfähig. Die Hauptwurzel ist eine kurze Rübe, die sich dann rasch feinfaserig verzweigt. Epidermis hat eine frisch grasgrüne Farbe. Die 15 bis 22 Rippen (meist 18 oder 19) laufen nahezu senkrecht zur Basis. Die Rippen sind 5 bis 10 mm breit und 3 - 5 mm tief – im Querschnitt sind sie dreieckig oder bogenförmig.
Die Areolen sitzen auf der Flanke, der Rippeneinkerbungen und liegen 7 - 8 mm auseinander. Sie sind rund, weißwollig um 3 mm breit und hoch. Die Areolen haben um 18 Randdornen, sind weiß strahlig , anliegend, 1 mm bis 5 mm lang; die 4 Mitteldornen stehen im Kreuz, manchmal auch nach unten anliegend, sind kaum länger und stärker als die Randdornen.
Die Knospen erscheinen zu mehreren scheitelnah; die Borstenspitzen sind hellbraun bis fuchsrot.
Die Blüten sind 30 bis 34 mm lang und weit geöffnet 40 bis 47 mm breit. Der Fruchtknoten ist dickwandig, um 7 mm lang und 5 mm breit. Außen ist die Röhre mit spitzen grünlichgelben Schuppen bekleidet, aus deren Achseln weiße bis braune Wolle und braune Borsten entspringen. Die Röhre ist unten 6 - 7 mm und oben 15 mm breit. Innen ist die Röhre oben gelb und unten purpurrot in einander übergehend. Um den hellgelben Griffel befindet sich ein 1,1 mm tiefes, enges, rotes Nektarium. Der Griffel ist 16 bis 17 mm lang, plus die 3 mm langen 7 bis 12 hellpurpurfarbenen Narbenäste. Die Narbenäste stehen wenig gespreizt nach oben. Über 100 Staubfäden sind bis an den oberen Rand der Röhre in die Wand inseriert. Sie sind oben gelb und am Fuß rot, zwischen 9 und 13 mm lang. Die längsten erreichen den Fuß der Narbe. Die Blüten öffnen sich 5 Stunden nach Sonnenaufgang.
Die lanzenförmigen Blütenblätter sind um 22 mm lang und an der dicksten Stelle 3 mm breit. Sie enden in einer Spitze. Sie glänzen intensiv hell zitronengelb.
Die Früchte sind zunächst sehr fleischig und gelblich oder grün. Ähnliche Früchte dieser Färbung und Struktur kennen wir nur bei Notocactus rechensis. Die Früchte werden bei der Reife ockerbraun, trocken und brüchig und entlassen einen Teil der Samen durch Längsrisse. Die Pflanze ist fertil, aber bei Befruchtung mit dem eigenen Pollen entstehen weniger Samen in einer Frucht. Die 10 mm langen und 6 mm dicken Früchte können bei Querbestäubung bis zu 280 Samen enthalten – im Durchschnitt sind es 144 Samen.
Die Samen sind schwarzbraun und helmförmig, 0,8 bis 0,9 mm lang und 0,5 bis 0,6 mm breit. Die HMP-Zone ist schief zur Längsachse. Zur HMP-Zone ist die Basis nur unwesentlich verdickt. Die Testa wirkt glatt mit ihren konvexen, hexagonalen Testazellen, die 50 bis 100 mµ lang und halb so breit sind. Bei starker Vergrößerung erkennt man die flachfaltige Struktur der Testazellen. Die HMP-Zone ist eiförmig und ockerfarben. Die Micropyle ist zentral als kleiner Kegelberg erkennbar.
Standort: Die Pflanzen wachsen bei Encruzilhada do Sul nördlich von Canguçu in Felsritzen in einem sonst waldreichem Gebiet. Sie wachsen zusammen mit Notocactus langsdorfii, Notocactus ottonis und Notocactus scopa, an einem weiteren Standort zusammen mit Frailea pygmea und Cereus hildmannianus.
Anmerkung Wolf-Rainer Abraham: Wir haben gaucho durch Zufall an zwei Stellen gefunden. Beide unter Bäumen, fast im Vollschatten. Beide Standorte waren klein, hatten aber mehrere Dutzend Pflanzen, viele Früchte waren taub. Ein paar Samen habe ich dann aber doch ernten können und vor dem Aussäen fotografiert. Die Testazellen sind auffällig groß. Vom Typ her gehört der Samen zur linkii/megapotamicus-Gruppe. Die Samen von ottonis und Co. sind schwarz-glänzend, da keine Falten auf den Testazellen sind. Die von linkii et al. sind matt, weil das Faltenmuster das Licht nicht gut reflektiert. Die Samen haben also keinerlei Ähnlichkeit mit denen der Brasiliparodien. Ich schicke Dir ein Bild eines Samens von N. gaucho WRA 1334 mit. Die orangen Linien sind Millimeterpapier, Samen ist also etwa 1,1 mm groß.